#2 kritisch aufarbeiten: Kulturelle Bildung dekolonialisieren
Le(e)hrraum Kultur Macht kritisch?
Wann? Montag, 17.6.24, 13 bis 17:30 Uhr, Einlass ab 12 Uhr
Wo? Nachbarschaftshaus Urbanstraße, Urbanstraße 21, 10961 Berlin
Eintritt frei (Anmeldungen abgeschlossen, ausgebucht)
Die Veranstaltung findet in deutscher Lautsprache, teilweise mit Verdolmetschung in Deutsche Gebärdensprache statt.
Anmeldeschluss: 16.06.2024
Was hat Kulturelle Bildung mit Kolonialismus zu tun? Aus Kunst-, Kultur- und Bildungsprojekten kommt viel Kritik an kolonial bedingten Ungerechtigkeiten. Genauso fordern sie mithilfe Kultureller Bildung, dekolonial zu wirken. Dabei geht es zum Beispiel darum, von kolonialem Rassismus betroffene Menschen zu stärken und für das lange ignorierte Thema Kolonialismus zu sensibilisieren. Denn Kolonialismus ist bisher nicht ausreichend historisch aufgearbeitet und seine Spuren sind in unserer Sprache, Wissen und Kultur weiterhin fest verankert. Kolonialismus wirkt heute noch: ob in dem Stoff, den Kinder und Jugendliche in der Schule lernen oder dem Rassismus, der aus ihm folgt
In der zweiten Runde von Le(e)hrraum Kultur Macht kritisch? beschäftigen wir uns also mit kolonialen Spuren in der Kulturellen Bildung. Wie können wir sie aufdecken und kritisch aufarbeiten: Welche Möglichkeiten und Ansätze gibt es, Kulturelle Bildung zu dekolonialisieren?
Leila Haghighat gibt in ihrem Vortrag double binds in der kulturellen Bildung Einblicke in Konzepte der postkolonialen Theorie. Im Anschluss kann ein Workshop besucht werden: Empowern Sie sich mit künstlerischen Strategien als Kunst- und Kulturbildner*innen of Color und lernen Sie Strategien, um (strukturelle) Hürden zu überwinden (BIPOC only!), setzen Sie sich mit Methoden des process work kritisch mit dem eigenen Weißsein in Beziehung und entwickeln Sie Strategien des Powersharings. Sie vermitteln selbst Wissen? Dann erfahren Sie mehr über Methoden des globalen Wissens, um Schule und Wissen zu dekolonialisieren oder entwickeln Sie am Projektbeispiel der dekolonialen Museumspraxis Strategien für einen machtkritischen Umgang mit der eigenen kolonialen Geschichte.
Bei schönen Wetter können wir den Tag im Garten mit Getränken, Austausch und Vernetzen ausklingen lassen.
Wir freuen uns!
das ku_fo-Team
Programm
13 - 14 Uhr
Vortrag: double binds in der kulturellen Bildung
von Leila Haghighat mit anschließender Diskussion (Verdolmetschung in Deutsche Gebärdensprache)
Durch die Kulturelle Bildung und ihr spezifisches Förderfeld hat sich ein Möglichkeitsraum aufgetan, der es jenen erlaubt, Kunst und Kultur mitzugestalten, denen dies sonst verwehrt bliebe. In allen etablierten Kunstinstitutionen nimmt die kulturelle Bildung einen hohen Stellenwert auf der kulturpolitischen Agenda ein. Allerdings werden die Regeln darüber, wer welche Zugänge erhält, wer wie und in welchem Umfang kulturell gebildet wird und was dabei herauskommen soll, von der Mehrheitsgesellschaft festgelegt. Die Kulturelle Bildung ist ein machtvolles Instrument, da sie hegemoniale Verhältnisse reproduziert und gleichzeitig in sie interveniert. Damit befindet sie sich in mehreren Aspekten in sogenannten 'double binds', welche in dem Vortrag erläutert werden.
Leila Haghighat (sie/ihr) verwaltet derzeit die Professur für Kunstvermittlung am Institut für Performative Praxis, Kunst und Bildung an der HBK Braunschweig und promoviert zum double bind in sozial engagierter Kunst im Kontext von Gentrifizierungsprozessen an der Akademie der Künste in Wien. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind sozial engagierte Kunst als Beziehungsarbeit, Fürsorge, Solidarität, (Stadt)Räume, Institutionen und Repräsentation aus einer postkolonialen Perspektive. Zuvor studierte sie Kultur- und Politikwissenschaften an der Université Paris VII Vincennes/St. Denis und war von 2013 bis 2017 Koordinatorin für Kulturelle Bildung am Haus der Kulturen der Welt in Berlin. Sie ist Mitglied des Bildungslab*, einem Kollektiv migrantischer Akademikerinnen* und Akademikerinnen* of Color und zusammen mit María do Mar Castro Varela ist sie Herausgeberin des Sammelbandes »Double bind postkolonial. Kritische Perspektiven auf Kunst und Kulturelle Bildung«.
14 - 14:30 Uhr
Pause
Workshops
1 - Empowerment-Workshop (BIPOC only)
Diskriminierung und Intersektionalität in der Kulturelle Bildung, Empowerment und Resilienz als BIPOC Person in (weißen) Institutionen
15-17:30 Uhr
mit Ana Lucão und Iman Gele
Welche Herausforderungen, aber auch die Möglichkeiten gibt es für BIPOC-Personen in kulturellen Bildungseinrichtungen? In dem Workshop erkunden wir Wege, wie Empowerment und Resilienz nicht nur persönliches Wachstum fördern, sondern wie sie auch dazu beitragen können, Institutionen zu transformieren und eine inklusivere Gesellschaft aufzubauen. Die Teilnehmenden werden sich bewegen. Es wird ebenfalls um Mehrfachdiskriminierung und eigene Positionierungen gehen.
Ana Lucão (sie/ihr) ist ausgebildete Sprachpädagogin. Sie arbeitet als Sozialpädagogin aber auch als Awarenessperson auf Tanzveranstaltungen. Gleichzeitig ist sie auch als Spoken Word Poetin, Tänzerin und Bühnendarstellerin tätig.
Iman Gele (sie/ihr) ist Tänzerin, Choreografin und Moderatorin. Als Kulturschaffende organisiert sie verschiedenste Tanzfestivals, BIPOC Kunst-und Kulturveranstaltungen und steht selbst auf internationalen Bühnen für Theaterproduktionen.
In Kooperation mit MINCE e.V.
2 - Sensibilisierungs-Workshop
weißsein in Beziehung - Austauschraum für weiß positionierte Menschen zu Gefühlen, Fragen und Dynamiken um Privilegien und Handlungsmacht
14:30-17 Uhr
mit Natascha Anahita Nassir-Shahnian
In dem Workshop wird ein Raum für Austausch und Kontakt mit dem eigenen Wissen, Gefühlen und Beziehung zur eigenen gesellschaftlichen Position für weiße Menschen geschaffen. Der Workshop bietet einen Raum, die eigene Positionierung, Fragen und das Handlungspotential darin zu erforschen und im Austausch mit anderen Strategien für Powersharing zu entwickeln. Wir werden prozessorientiert mit dem Bedarf der Menschen im Raum arbeiten. Somatische Methoden, die Zugang zu Köper-Wissen und Gefühlen schaffen, dienen uns als Methode, um in einen ganzheitlichen und ehrlichen Austausch zu kommen. Bitte bringen Sie bequeme Kleidung und gerne auch ein eigenes Notizbuch zum Workshop mit.
3 - Schulen dekolonialisieren: Dekoloniale Perspektiven und Ansätze im Globalen Lernen
14:30-17 Uhr
mit Hüseyin Karadal und weiterer Person vom KriBi Bildungskollektiv
Mit dem Projekt “Meine Welt – unsere Welten” wurden Schüler*innen aus Berliner Schulen an Perspektiven und Wissen aus dem Globalen Süden näher herangeführt. Zusammen mit Aktivist*innen und Künstler*innen aus dem Globalen Süden sowie in mehreren Projektwochen konnten sich Schüler*innen mit künstlerischen Mitteln mit Kolonialismus, kolonialen Kontinuitäten und globaler Gerechtigkeit auseinandersetzen. Um junge Menschen zu sensibilisieren und zu aktivieren, wurden, neben der Begegnung mit den Aktivist*innen, verschiedene Methoden angewendet. Diese unterstützen Schüler*innen darin, sich in der Geschichte und der aktuellen globalen Situation zu verorten, Verantwortung für die Welt zu übernehmen und Handlungsansätze zu erkennen. KriBi stellen das Projekt und einige der Methoden vor, die auch in einer kostenlosen Broschüre veröffentlicht wurden, und kommt mit Ihnen darüber ins Gespräch, wie koloniales Wissen, das in der Schule vermittelt wird, dekolonialisiert werden kann.
KriBi - Kollektiv für politische Bildung Berlin ist ein Kollektiv für politische und kulturelle Bildung aus Berlin, das aus Pädagog*innen, Künstler*innen, Politikwissenschaftler*innen und Soziolog*innen besteht und das insbesondere in Berlin und Brandenburg tätig ist. Ihr Ziel ist es, diskriminierende Haltungen und Strukturen in der Gesellschaft durch Sensibilisierung, Selbstreflexion und Information zu reduzieren. Ihnen geht es darum, Menschen durch Bildungsarbeit anzuregen, sich zu engagieren und sich aktiv für eine solidarische und diskriminierungsfreie Gesellschaft einzusetzen. KriBi ist ein AK des Vereins reflect! Assoziation für politische Bildung und Gesellschaftsforschung e.V.
Hüseyin Karadal (er/ihn) ist Sexual- und Medienpädagoge und als Referent bundesweit für diversitätssensible und diskriminierungskritische Bildung tätig. Mit den Schwerpunkten Macht- und Rassismuskritik, Kolonialismus, Gender, Empowerment und Intersektionalität bringt er ein tiefgehendes Verständnis für komplexe soziale Dynamiken und deren Auswirkungen auf Bildung und Gesellschaft mit. Seit mehreren Jahren ist Hüseyin Mitglied des Bildungskollektivs KriBi und koordiniert verschiedene Angebote, die sich insbesondere an rassifizierte und queere Jugendliche richten. Aktuell befasst sich eines seiner Projekte mit den kolonialen Spuren in der Botanik. 2. Person ohne Nennung
4 - Museen dekolonisieren?! Reflexionen über koloniale Kontinuitäten in der kulturellen Vermittlung
14:30-17 Uhr
mit Daniela Bystron und Dr. Pegah Byroum-Wand
Museen haben als Institution den Auftrag, die Gesellschaft zu bilden und Kultur zu vermitteln. Doch für einen machtkritischen Umgang mit der eigenen kolonialen Geschichte und daran anknüpfend Rassismus, Diskriminierung und Ausschlüssen muss ein Prozess beginnen. Wer spricht – und wer nicht? Wie spiegeln sich Kolonialismus und weitere Diskriminierungsformen in unserem heutigen Wissen, unseren Vorstellungen, Arbeitspraktiken, Strukturen und der Sprache wider? Daniela ist als Kunst- und Kulturvermittlerin Expertin in Sachen Pädagogik und kulturelle Vermittlung und bringt die Praxisperspektive ein. Pegah beleuchtet die Institutions- und Machtkritik in der Konzeption und Herangehensweise. Wir stellen zu Beginn unser gemeinsames Inreach-Projekt "Reflexionen. Koloniales Erbe im Brücke-Museum" vor und wollen uns anschließend mit der Gruppe über Fragen, Herausforderungen und Möglichkeiten in der Praxis austauschen.
Daniela Bystron (sie/ihr) ist Kuratorin für Outreach/Programm im Brücke-Museum Berlin. Von 2006 bis 2018 leitete sie die Kunstvermittlung im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart und in der Neuen Nationalgalerie bei den Staatlichen Museen zu Berlin. Sie studierte Kunst- und Rehabilitationspädagogik sowie Kunstgeschichte, Philosophie und Medienwissenschaften in Köln, Düsseldorf und Zürich. In ihrer kuratorischen und Vermittlungspraxis interessiert sich Daniela Bystron vor allem für die Hinterfragung musealer Routinen und einen kanonischen Wissensbegriff, räumliche und soziale Settings sowie kooperative Arbeitsformen. Gemeinsam mit Pegah Byroum-Wand arbeitete sie 2020-2022 im Projekt „Reflexionen. Koloniales Erbe im Brücke-Museum".
Dr. Pegah Byroum-Wand (sie/ihr) ist wissenschaftliche Mitarbeiterin für Wissenschaftskommunikation und Partizipation im Verbundprojekt „Museums and Society. Mapping the Social" an der TU Berlin. Ihre Arbeits- und Forschungsschwerpunkte sind Museen und Aktivismus, machtkritische Kollaborationen und Beiratsarbeit, diskriminierungskritische sowie postmigrantische Perspektiven und Wissensproduktion an der Schnittstelle von Museum, Universität und Aktivismus.
17 - 17:30 Uhr
Ausklang
Moderation: Vic Atanasov
Anmeldung
Der Eintritt ist frei.
Die Anmeldung ist abgeschlossen. Die Veranstaltung ist ausgebucht.
Die Teilnahme ist für alle offen. Sie richtet sich insbesondere an Akteur*innen der Kulturellen Bildung, an Kunst- und Kulturtätige sowie Fachkräfte aus dem Kinder- und Jugendbereich, Lehrkräfte, Eltern und Pädagog*innen.
Bei Fragen oder Schwierigkeiten zur Anmeldung ist Vic Atanasov als Ansprechperson per Mail unter v.atanasov@ kulturformen.berlin oder per Anruf unter 030 3030 44446 erreichbar.
Barrieresituation
Der Veranstaltungsort ist ebenerdig und barrierefrei zugänglich. Der Eingang befindet sich zur Seite der Urbanstraße. Alle Eingänge sind breit genug für einen Rollstuhl. Eine barrierefreie sowie genderneutrale Toilette ist vorhanden. Die Türen öffnen sich automatisch. Ein Wegeleitsystem gibt es nicht. Auf Anfrage können wir eine Höranlage installieren und induktive Hörschleifen anbieten. Es gibt einen Ruheraum und eine halbstündige Pause. Die Veranstaltung ist nicht in leichter Sprache. Wir bieten Getränke und Snacks, ein Mittagsessen können wir leider nicht anbieten. Der Vortrag wird in Deutsche Gebärdensprache übersetzt, bei Bedarf und vorheriger Anmeldung kann einer der Workshops verdolmetscht werden.
Die Veranstaltung ist leider nicht auf allen Ebenen barrierefrei. Wir bemühen uns, auf verschiedene Bedarfe einzugehen und die Veranstaltungen anzupassen, wenn Sie uns in der Anmeldung entsprechende Hinweise geben.
Awareness-Konzept
Wir arbeiten momentan an einem Awareness-Konzept. Vor Ort gibt es ein Awareness-Team und ein Awareness-Punkt. Dort können Sie unsere Awareness-Personen jederzeit ansprechen, sollten Sie Diskriminierungen, Belästigungen erfahren, Konflikte oder Gefühle ansprechen oder einfach nur reden wollen. Diese wird zu Beginn der Veranstaltung vorgestellt. Wir wünschen uns. dass die Veranstaltung einen möglichst sicherer Raum wird und dass alle Teilnehmenden sowohl auf sich als auch andere achtgeben.
Anfahrt
Adresse: Urbanstraße 21, 10961 Berlin
Verkehrsverbindungen:
Klinikum Am Urban: Bus M41 (120m) es gibt einen Fahrstuhl
'Urbanstr./Baerwaldstr.: Bus 270
U Südstern: U7 (550m), Haltestelle ist barrierefrei
Zur Wheelchair-Map: https://wheelmap.org/nodes/799000082
Covid
Leider ist Covid immer noch da und gefährdet die Gesundheit von uns und den Menschen um uns herum. Manche Menschen sind stärker gefährdet und sind auf Covid-Schutzmaßnahmen angewiesen, um teilnehmen zu können. Damit unser Workshop auch für diese Personen zugänglich ist, bitten wir alle Teilnehmenden und Workshop-Gebende, sich vorher zu testen. Wenn Sie Symptome haben, bleiben Sie bitte Zuhause. Wir werden Tests und Masken in begrenzter Anzahl zur Verfügung stellen, bitten Sie aber, eigene Masken mitzubringen.
Ansprechperson
Vic Atanasov (keine Pronomen)
Redaktions- und Programmreferent*in kultur_formen
E-Mail: v.atanasov@kulturformen.berlin
Telefon: 030 3030 44446
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